2012/02/20

Tangieren die neuen Sanktionen die iranische Führung?

Internationale Beobachter sind der Ansicht, dass der Iran – trotz des zur Schau getragenen Desinteresses Ahmadi Nejads – durch die neuen Sanktionen allmählich in die Enge getrieben, um sich zu beißen beginnt. Als ein Indiz für diese Annahme werden die stümperhaften Anschläge in Thailand, Indien und Georgien gewertet. Eine andere Lesart wäre: die Anschläge wurden von Israel inszeniert. Doch auch der Mossad würde kaum so dilettantisch agieren. Am wahrscheinlichsten ist daher doch die Annahme, dass persische „Kreise“ die Urheber sind – ohne direkte Beteiligung offizieller staatlicher Stellen, möglicherweise sogar ohne deren Wissen.

Auch die Meldung, dass einigen europäischen Staaten kein Öl mehr geliefert werde, die umgehend dementiert wurde, sowie die demonstrativ forcierte persische Atompolitik werden als Zeichen der Schwäche gewertet.

Derweil kündigt Jerusalem an, im Großraum Tel Aviv ein Raketenabwehrsystem aufstellen zu wollen. Das größte Ballungsgebiet Israels gilt im Kriegsfall als Hauptziel möglicher Raketenangriffe.

Während der Iran seit Jahren dem vergleichsweise kleinen jüdischen Staat das Existenzrecht abspricht und mit seiner Auslöschung droht, wird jetzt Israel international als potentieller Aggressor gehandelt. Dabei wird die Tatsache beiseite geschoben, dass bereits die vage Möglichkeit eines atomaren Schlages eine existentielle Bedrohung für Israel darstellt.

Das iranische Atomprogramm wurde lange Zeit geleugnet und im Geheimen vorangetrieben, die IAEA-Kontrolleure immer wieder an der Nase herumgeführt. Nachgerade ad infinitum wurde die internationale Gemeinschaft hingehalten. Warum sollte man keine Gespräche führen? Gespräche tun dem Iran nicht weh. Währenddessen wird ungehindert am Atomprogramm weitergearbeitet – seit vielen Jahren. Aber Enthusiasten, die sich einbilden, der Nahe Osten wäre weit weg, halten die persische Führung unangefochten für vertrauenswürdig. Wer jedoch glaubt, dass Persien mit dem Atomprogramm nur die Energieversorgung des Landes verfolgt, glaubt auch, dass Ahmadi Nejad ein aufrichtiger, friedliebender Politiker ist. Wer das glaubt, dürfte aber zu gefährlicher Verdrängung von Offensichtlichem neigen.


weiterführend:

http://www.wienerzeitung.at/meinungen/analysen/436912_Drohgebaerden-mit-wenig-Substanz.html

http://www.welt.de/politik/ausland/article13877129/Militaerexperten-zweifeln-an-der-Schlagkraft-Israels.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen