2012/03/06

Gedanken zum 101. Internationalen Frauentag

Rechte und Chancen von Frauen sind von Land zu Land, von Kulturkreis zu Kulturkreis recht unterschiedlich, nirgends jedoch gibt es objektive Gleichberechtigung.

Am Beispiel Deutschlands wird deutlich, welch ein langwieriger Prozess es sein kann, Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung mit der "traditionellen Rolle" der Frau zu vereinbaren; vor sexueller Belästigung zu schützen oder überhaupt erst die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese Probleme zu lenken (wenn nicht zufällig gerade Frauentag ist).

Von vornherein waschiwaschi definierte Ziele kann man nicht durchsetzen, wenn dies politisch nicht ernsthaft gewollt ist. Es ist müßig, über eine Frauenquote für Führungspositionen zu diskutieren, wenn die Masse der Frauen noch mit Bedingungen zu kämpfen hat, die auf Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert beruhen. Bestes Beispiel hierfür ist der ignorante Plan der CSU, Familien finanziell zu belohnen, wenn die Mutter nicht arbeiten geht und die Kinder von qualifizierter Vorschulerziehung, sowie dem entwicklungsphysiologisch unersetzlichen Kontakt zu Gleichaltrigen ferngehalten werden. Man braucht nur das Wirken und die Verlautbarungen der Bundesfamilienministerin zu verfolgen, um zu erkennen, welch marginalen Stellenwert Frauenpolitik für unsere Regierung hat.

Das zeigt sich auch in diversen Details unserer Alltagswirklichkeit: Rund 40% aller Alleinerziehenden - in der Regel Frauen - erhalten HartzIV; wahrlich ein Armutszeugnis unserer Sozialpolitik. Frauenhandel ist in Deutschland ein gutes Geschäft, physische und psychische Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung, aber Frauenhäuser werden geschlossen.

Zieht man zusätzlich in Betracht, dass bei uns Praktiken fremder "Kulturen", die von steinzeitlichen Vorstellungen zeugen, wie Zwangsheirat, Kinderehen, "Ehren"morde oder weibliche Genitalverstümmelung geübt und nur in wenigen Fällen geahndet werden, kann man Deutschland getrost als frauenpolitisches Entwicklungsland bezeichnen.

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